Beschreibung
Schriftsteller Sosso liefert die dritte Fassung seines Manuskripts ab. Doch im absurden Apparat des Verlages haben alle anderes zu tun, als sich um Bücher zu kümmern. Die Mitarbeiter verbringen ihre Zeit mit Spielen und sinnloser Geschäftigkeit, Sossos Manuskript geht in den unübersehbaren Abteilungen des Betriebs verloren und wird schließlich aus verschiedenen Fassungen wieder zusammengekittet, während sich an den Wänden des hermetisch geschlossenen Gebäudes besorgniserregende Risse abzeichnen und unterirdische Beben zu spüren sind …
Das 1980, etliche Jahre vor Glasnost und Perestroika erschienene Werk des Georgiers Reso Tscheischwili ist eine übermütige Karikatur auf das sowjetische System in seiner Endphase und nimmt dessen Zusammenbruch hellsichtig vorweg. Das Buch erzählt aber auch von den Menschen in diesem System und von einer utopischen Hoffnung. Es ist nicht zuletzt ein Text voller Komik und Witz über die Möglichkeiten und das Scheitern von Sprache und Literatur.
Tscheischwilis Werk ist in seiner Heimat ein Klassiker. Erstmals auf Deutsch zugänglich ist es nun durch die Kunst der Übersetzerinnen Julia Dengg und Ekaterine Teti. Sie erhielten dafür den renommierten georgischen Literaturpreis SABA in der Kategorie „Beste Ausländische Übersetzung Georgischer Literatur“. Die Ausgabe schaffte es auf die „Hotlist 2018“ mit den zehn besten Büchern des Jahres aus unabhängigen Verlagen und wurde mit dem Hotlist-Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
Reso Tscheischwili (1933-2015), geboren und aufgewachsen in der westgeorgischen Stadt Kutaissi, nahm nach einem Philologiestudium in Tbilissi seine langjährige Tätigkeit im Drehbuchkollegium des Studios „Georgischer Film“ auf. Er war künstlerischer Leiter und Direktor des Akademietheaters in Kutaissi, Chefredakteur der Zeitschrift „Die Morgendämmerung“ und veröffentlichte daneben weitere Erzählungen und Romane.Auf der Grundlage seines Buches verfasste Tscheischwili das Skript zum Film „Die Himmelblauen Berge oder Eine unglaubwürdige Geschichte“ (1983), der beim Festival in Cannes 2014 in der Reihe mit Klassikern des Weltkinos gezeigt wurde.